Renate Zimmermann-Grob: Birute, was war das Thema des gemeinsamen Projekts?
Birute Pukeliene: Das Thema war: „Vergangenheit, die uns vereint – Holocaust.‘‘
RZ: Unsere Schülerinnen aus dem 8. Jahrgang haben schon mehrmals einen Workshop im 5. und 6. Jahrgang durchgeführt, um den neuen Schüler*innen etwas über die Namensgeberin der Schule Karla Raveh zu vermitteln und die Leitlinien unserer Schule näher zu bringen: Achtung, Toleranz, Würde, Völkerverständigung, respektvolles Miteinander und Versöhnung jedem einzelnen Menschen gegenüber.
In der gemeinsamen Videokonferenz haben die Lemgoer Schülerinnen mit einer Präsentation wichtige Stationen aus der Biografie Karla Ravehs erläutert.
Birute, eure Schüler*innen haben sich schon das ganze Schuljahr mit Geschichte beschäftigt, dann speziell mit dem Thema Holocaust. Warum ist das Thema für eure Schüler*innen so wichtig?
BP: Vor 80 Jahren begann der Schreckens des Holocausts in Litauen. Es werden viele Veranstaltungen litauenweit zur Erinnerung stattfinden. Auf unserem Schulhof steht die Gedenkstätte für die Opfer, die an diesem Ort sehr grausam ermordet wurden. Wir sind verpflichtet den Schülern weiter davon zu erzählen und uns an die Vergangenheit zu erinnern.
RZ: Ich war sehr beeindruckt von der sprachlichen Kompetenz eurer Schüler*innen. Zuerst hatte ich gedacht wir müssten unsere Präsentation auf Englisch vorstellen, aber es war ja in eurem Deutsch- und Geschichtsunterricht eingebunden, also haben wir die VK auf Deutsch geführt.
Welchen Stellenwert hat die Deutsche Sprache in eurem Land und für eure Jugendlichen?
BP: In der letzten Zeit lernen immer mehr junge Menschen Deutsch und das ist mit dem Brexit verbunden. Viele wollen in Deutschland studieren oder arbeiten. Es gibt Schulen in ganz Litauen, die Deutsches Sprachdiplom machen, darunter sind auch wir. Es hilft bessere Kenntnisse zu bekommen und Sprachkompetenzen zu erwerben. „,Englisch ist ein Muss und Deutsch ist ein Plus‘‘, sagt man bei uns. Sprachen öffnen die Welt und das verstehen alle Menschen hier.
RZ: Wir hatten in diesem Schuljahr immer wieder Online-Unterricht, d.h. kompletten Distanzunterricht, aber zwischendurch auch Präsenz- und Wechselunterricht. Das hat unsere Schüler*innen manchmal durcheinandergebracht, aber sie waren dadurch auch in einigen Phasen in der Schule und hatten Kontakt untereinander. Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf euren Unterricht aus?
BP: Wir haben seit Anfang Dezember nur Online – Unterricht. Da bemühen wir uns mehr Projekte durchzuführen, wir laden Gäste aus den Universitäten ein, damit der Unterricht für die Schüler attraktiver ist und ihre Motivation steigert. Es ist nicht so leicht sowohl für die Lehrer als auch für die Schüler, wenn man längere Zeit live-Kontakt hat. Es ist uns gelungen, die Schüler in den Lernprozess erfolgreich einzubinden, weil Eltern, Lehrer und Schüler eng zusammenarbeiten und erst dann hat man das erwünschte Resultat.
RZ: So eine Videokonferenz kann zwar keine reale Begegnung ersetzen, aber man kann trotzdem voneinander und miteinander lernen und sich kennenlernen. Ich würde mir noch Gespräche der Jugendlichen untereinander wünschen, die weniger von uns geleitet sind und mehr von den Themen der Jugendlichen bestimmt werden. Vor den Sommerferien haben wir noch Gelegenheit für weitere Begegnungen, die von den gegenwärtigen Themen der Schüler*innen bestimmt sind.
BP: Ja, es wäre eine schöne Möglichkeit sich vor den Sommerferien zu treffen und Schüler Themen zu behandeln, die die Schüler interessieren. Wir hoffen auf das Beste und wünschen uns für die Zukunft weitere Zusammenarbeit sowohl online als auch live in Deutschland und in Litauen.
RZ: Vielen Dank für das gemeinsame Projekt, es hat mir viel Spaß gemacht!
© Birute Pukeliene und Renate Zimmermann-Grob 2021