„Was passiert da eigentlich?“ – „Krieg – in Europa? Das war doch immer weit weg.“ Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Schülerinnen und Schüler der Karla-Raveh-Gesamtschule. Eine neue, bislang unbekannte Situation und damit verbundene Unsicherheiten. In der Schule ist wahrzunehmen, dass jede/r betroffen scheint. Das trifft vor allem auch auf Schülerinnen und Schüler zu, die ukrainischer und russischer Herkunft sind. Daher überlegen in der Schule alle, Schülervertretung, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie die Schulleitung gemeinsam, wie man der schwierigen Lage am sicheren und beständigem Ort Schule begegnen kann.

Die Schülervertretung rund um Schülersprecherin Celine Reuter meint: „Wir möchten in unserer Schule schon heute zeigen, dass wir an die Menschen denken, die im Krieg in der Ukraine Angst um ihr Leben haben müssen. Dazu gehören die Frauen und Kinder, aber auch die Soldaten auf beiden Seiten. Einige von uns machen sich große Sorgen um ihre Verwandten oder Freunde in diesen Kriegsgebieten. Wir wünschen uns Frieden.“ Als erkennbares Zeichen für den Wunsch nach Frieden hat sich die Schulkonferenz, aber besonders die Schülervertretung, überlegt, hunderte Friedenstauben an die Fenster der Gebäudeteile, z.B. auch der Klassenräume, zu hängen. In vielen Fenstern sieht man nun ausgeschnittene Tauben, z.T. in weiß, zum Teil in den Farben der Ukraine, die von den Schülerinnen und Schülern der jeweiligen Klasse ausgeschnitten und bemalt worden sind.

Gemeinsam haben Lehrkräfte mit Ihren Schülerinnen und Schülern überlegt, wie sie dem schulprogrammatischen Auftrag und dem schulgesetzlichen Erziehungsauftrag entsprechen können. Der Schulgemeinde ist dies ein besonderes Anliegen, weil auch Karla Raveh sich unermüdlich für ein friedvolles Miteinander eingesetzt hat. Schulleiter Bernd Hendig sieht die Schule hierbei in einer besonderen Pflicht: „In einer Schule geht es nicht darum, politische Meinungen aufzustülpen, sondern Menschen dabei zu unterstützen, sich nach Abwägung verschiedener Positionen ein eigenes Urteil zu bilden. Unterschiedliche Auffassungen und Meinungen sind wichtig, um dies zu können. Was unumstößlich bleibt dabei ist: Freiheit und Frieden, Menschwürde und Demokratie.“

In den Klassen und Kursen wurde durch die Lehrerinnen und Lehrer der Raum eröffnet, die Zusammenhänge zu thematisieren. Viele haben darüber gesprochen und je nach eigener Notwendigkeit einen eigenen Umgang entwickelt. So nimmt eine Klasse ein Friedenslied auf, eine weitere Klasse hat sich überlegt, brennende Kerzen aus Papier zu basteln. Auf den Kerzenstümpfen steht das Wort „Frieden“ in vielen verschiedenen Sprachen. Viele Schülerinnen und Schüler der KRG haben sich gewünscht, einen Ort zum Austausch auch untereinander zu haben. Daraus ist die weitere Idee entstanden, eine große Pinnwand im Hauptgebäude aufzustellen. Auf dieser Pinnwand hat jeder die Möglichkeit, Wünsche, Sorgen und Hoffnungen aufzuschreiben. Dies soll ebenfalls dazu beitragen, den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Eines ist in den Gedanken, die die Schülerinnen und Schüler aufgeschrieben haben, immer gleich: sie wünschen sich ein Ende von Gewalt und Frieden für beide Seiten, für Russland und die Ukraine.

Außerdem ist es der KRG gerade in einer derartigen Situation wichtig, ein sichtbares Zeichen für den Frieden für alle zu setzen. Daher hat sich die gesamte Schule am Freitag auf dem Sportplatz versammelt. Mithilfe der Firma MW3D wurde ein Drohnenfoto angefertigt, bei dem aus einer Formation von knapp 1.300 Schülerinnen und Schülern sowie etwa hundert Lehrkräften und Mitarbeitenden ein Friedenszeichen von etwa 50 Meter Durchmesser gebildet werden konnte. Dies soll neben dem Wunsch nach Frieden auch Anteilnahme und Solidarität ausdrücken. In den kommenden Tagen werden weitere Aktionen folgen, die dann nicht nur eine Friedensbotschaft aussenden: auch konkrete Hilfen, wie Spendenaktionen, werden bereits vorbereitet.