Nach einem langen Vorlauf konnten die Schüler*innen am Sonntag, den 4.9.22 endlich ihre Partnerinnen und Partner aus Maccabim Reut in Israel in die Arme schließen. Vom ersten Moment an war eine große Herzlichkeit zu spüren und die gebildeten Paare freuten sich darauf, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Lemgo und Israel auszuloten.

Ab Montag waren die 25 Teenager mit drei Lehrkräften in der Schule, in Lemgo und in Lippe unterwegs, begleitet durch 25 Schüler*innen der EF und Q1 und drei Lehrer*innen der KRG. Das Projekt, das in Deutschland und auch in Israel bearbeitet werden soll, zeigt Orte für Jugendliche, die die jungen Menschen für geeignet halten, den kulturellen Austausch zu fördern und mehr übereinander zu lernen. Die digitalen Ergebnisse werden beizeiten zu sehen sein.

Nach Präsentationen zu Israel in den Stufen 9 und 10 und Team-Building -Aktivitäten in Lüerdissen und im Kletterpark, war am Mittwoch ein Besuch der Wewelsburg gemeinsam mit Michael und Lea Raveh, sowie Michaels Bruder Danny und seiner Frau Efrat angesetzt. Die Gedenkstätte zeigte deutlich, wie der Großteil der deutschen Bevölkerung manipuliert wurde und welche mörderischen Konsequenzen die nationalsozialistische Weltsicht für Millionen von Opfern hatte. Die Jugendlichen waren auch besonders interessiert, als Michael Raveh ausgiebig über die Zusammenhänge seiner Familiengeschichte mit den gezeigten Ausstellungsstücken und Fotos referierte. Zurück in der Schule gab es sportliche Aktivitäten, die halfen, die schwere Kost zu verarbeiten.

Am Donnerstag wurde Geschichte lebendig mit der Biparcours-App. Die Jugendlichen gingen in Gruppen durch Lemgo und trafen im Frenkelhaus wieder auf Michael und Lea Raveh, die eine kleine Erfrischung bereitgestellt hatten. Auf dem jüdischen Friedhof an der Konsul-Wolff-Str. wurde abschließend das Totengebet „Kaddisch“ rezitiert und am Nachmittag fertigten die SuS im Kunstraum zwei runde Trittsteine an, die im November unseren Gedenkstein an der Schule verschönern sollen.

Am Freitagmorgen fuhr die 55-köpfige Gruppe nach Berlin, um weitere Orte zu erkunden. Eine selbst gestaltete Zeremonie an Plattform 17 in Wannsee, dem Gleis, von dem aus die Vernichtungszüge z.B. von Berlin nach Ausschwitz fuhren, machte deutlich, wie eng die Geschichte unserer beiden Länder miteinander verbunden ist. Um 16 Uhr waren alle im Paul-Löbe-Haus (neben dem Reichstagsgebäude) mit Robin Wagener, einem Abgeordneten aus Bad Salzuflen, verabredet. Als Experte für außenpolitische Fragen wurde er von den Jugendlichen auch nach der Lösung des Nahost-Konflikts befragt und erwiderte, dass er sich nicht in einer Position sehe, den Israelis Ratschläge zu erteilen. In hervorragendem Englisch ergab sich eine lebhafte Diskussion, die großen Eindruck hinterließ. Gegen 21:30 durften alle noch die Reichstagskuppel besuchen und Berlin von oben bewundern – noch glitzern die Lichter und der volle Mond schien in den Nachthimmel.

Das Holocaustmahnmal neben dem Brandenburger Tor war am Samstagmorgen ein weiterer Ort des Gedenkens. Anschließend durften alle in Gruppen bummeln und sich z.B. am Potsdamer Platz umschauen. Auf 16 Uhr war die Gruppe mit der Straßenbahn an der Gedenkstätte Bernauerstr. angekommen, wo zwei englische Führungen zu deutsch-deutscher Geschichte die Aufmerksamkeit der Schüler*innen fesselten. Das Viertel zu erkunden, fanden alle mindestens genauso spannend und alle waren sich schon am zweiten Tag einig: Wir kommen wieder! Immer wieder gab es Gelegenheit zur Reflektion und die Zusammenarbeit fiel den SuS leicht, da sie vom ersten Moment an gemischte Grüppchen gebildet hatten und auf Englisch unterwegs waren.

Für Jugendliche immer interessant sind Flohmärkte und am Boxhagener Platz konnte die Gruppe am Sonntagmorgen einen interessanten Flohmarkt kennenlernen. Nach einem Mittagessen im Hostel und einem Abschlussgespräch fuhren alle zusammen mit dem Bus zum Tempelhofer Feld, einem weiteren interessanten Ort für Projekte und junge Menschen. Gegen 18 Uhr verabschiedeten sich alle am Flughafen tränenreich voneinander und die Israelis flogen nach Hause und die Lemgoer Gruppe fuhr heim und war um 23.45 vor Ort. Ereignisreiche Tage, die im Februar eine Fortsetzung finden werden.

Gefördert wird der Austausch durch den Pädagogischen Austauschdienst, die Axel-Springer-Stiftung, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und das aktuelle forum.

Für die Jugendlichen steht fest, dass es wichtig ist die Vergangenheit zu diskutieren, sich mehr für Demokratie einzusetzen und durch Austausch und Freundschaften Vorurteilen entgegenzustehen. Die Erlebnisse im Austausch werden die Zukunft der Teilnehmer*innen prägen.

© Claudia Althoff 2022

Schüler*innen der Maccabim Reut Highschool zu Besuch bei der KRG im September 2022. Betreuende Lehrer*innen: Renate Zimmermann-Grob, Thorsten Niemeier, Claudia Althoff.